Thurgau

Weit im Nordosten der Schweiz befindet sich der Kanton Thurgau. Er erstreckt sich über 70 km am
Ufer des Bodensees entlang und lehnt sich an hügelige Landschaften. Das Gebiet des Thurgaus war
bis Mitte des 15. Jahrhunderts noch Schwabengebiet und wurde erst 1460 in die Schweizer
Eidgenossenschaft integriert. Zum Kanton wurde Thurgau erst 1803 durch Napoleons
Mediationsverfassung. Nach der Julirevolution 1830 war er einer der ersten Kantone, welche die
Demokratisierung der Schweiz vorantrieb, die schliesslich zur 1848 beschlossenen
Bundesverfassung führte.
Mit der Gemeinde Fischingen auf 991 m ü. M. als höchsten Punkt verfügt der Kanton Thurgau über
keinen namhaften Gipfel und ist der «flachste» Kanton der Ostschweiz. Die weiten, grünen Flächen
mit flachen Hügeln und das gewässerreiche Gebiet machen den Thurgau zum idealen
Wandergelände. Auch Radfahrer, Inline-Skater und Skateboarder tummeln sich auf den
zahlreichen Pfaden durch die Thurgauer Dörfer hindurch. Kulturell interessierte Wanderer können
dabei unter anderem die Insel Werd in Eschenz ansteuern, eine prähistorische Seeufersiedlung, die
schon 5000 v. Chr. von Pfahlbauern bewohnt wurde. Diese Pfahlbausiedlungen gehören seit 2011
dem UNESCO-Weltkulturerbe an. 50 n.Chr. bauten die Römer eine 200 m lange Holzbrücke, die
vom Festland zur Insel führt und noch heute begehbar ist.
Frauenfeld an der Zürcher Grenze mit über 25’000 Einwohnern ist die grösste Stadt im Kanton und
sein Hauptort. International ist die Stadt für das Openair Frauenfeld – das grösstes Hip-Hop-
Musikfestival in Europa – bekannt. Jährlich pilgern 170’000 Besucher über drei Tage zur Almend
und kommen in den Genuss von grossen Acts wie Eminem, Jay Z, 50 Cent, Snoop Dogg und
Pulitzer-Preis-Gewinner von 2018 Kendrick Lamar.
Wer nichts mit Hip Hop, aber dafür mit Geschichte anfangen kann, der kommt in Frauenfeld nicht
zu kurz. Schon zur Latènezeit um 450 v. Chr. war Frauenfeld besiedelt. Ihren Namen erhielt die
Stadt im frühen 13. Jahrhundert, als das Schloss Frauenfeld am Ufer der Murg gebaut wurde. Das
Gebiet um das Schloss und das Kloster Reichenau dienten als Fundament für die weitere
Ausdehnung der Stadt. Im historischen Museum, dem Naturmuseum und dem Museum für
Archäologie in der Stadt kann man der langen Geschichte Frauenfelds auf die Spur gehen.
Frauenfeld ist eine sehr ästhetische Stadt: Hundertjährige Bauten wie das Postamt, die
Kantonalbank, das Rathaus und die katholische Kirche St. Nikolaus reihen sich hier aneinander
und prägen das Stadtbild.
Am anderen Ende des Kantons findet sich Kreuzlingen, die grösste Schweizer Gemeinde am
Bodensee. Zusammen mit der Nachbarstadt Konstanz und den umliegenden Dörfern bildet sie eine
grenzüberschreitende Agglomeration. Mit ihrer langen Seepromenade und der Fussdistanz zu
Deutschland ist Kreuzlingen ein oft anvisiertes Ziel für Touristen und Shopper, die am Bodensee
entlang oder per Schiff über den See nach Deutschland reisen. Es ist aber die Kultur, mit der
Kreuzlingen glänzen kann und die auch viele deutsche Touristen anzieht. Zehn Schlösser und
Burgen zählt Kreuzlingen. Schloss Seeburg, die Römerburg und Schloss Brunegg sind die
eindrücklichsten Bauten. Die Geschichte des Bodensees ist im Seemuseum detailliert festgehalten.
Historisch relevant sind in Kreuzlingen auch die zwei Stolpersteine, die für zwei Kreuzlinger verlegt
wurden, um ihre Engagements für die Verfolgten während der Zeit des Nationalsozialismus zu
würdigen.
Der Kanton Thurgau wird oft spielerisch als «Mostindien» bezeichnet – ein Wortspiel aus
«Ostindien», was auf die für Innerschweizer fernöstliche Lage des Kantons anspielt, und «Most»,
bis heute eines der wichtigsten Exportgute des Thurgaus. Neben dem berühmten Thurgauer
Birnenmost ist der Kanton heute auch führend in der Apfelwirtschaft und dem Apfelmost.