St.Gallen

Denkt man an die Ostschweiz, kommt einem sofort St. Gallen in den Sinn. Der Kanton zählt die
meisten Grenzen: Er grenzt an drei Staaten – Deutschland, Österreich und Liechtenstein -–, an fünf
Kantone über die Aussengrenze – Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich und Thurgau –, und ganz
besonders an seine zwei Binnenkantone: Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden.
St. Gallen wurde im März 1803 auf Empfehlung von Karl Müller-Friedberg von Napoleon
Bonaparte geschaffen. Somit ist St. Gallen einer der wenigen Kantone der Schweiz, die am
«Kartentisch» von Diplomaten geschaffen wurden und nicht ein historisch gewachsenes
Staatengebilde zugrunde liegen haben.
Als Namensgeber für den Kanton dient seine Hauptstadt. Ihre Ursprünge lassen sich bis in das 7.
Jahrhundert zurückverfolgen, als das Kloster St. Gallen über die nächsten 300 Jahre zur Stadt
heranwuchs. Architekturliebhabern ist St. Gallen insbesondere wegen seiner Stiftskirche und des
Stiftsbezirkes, die seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, ein Begriff. Interessierte finden
in St. Gallen weitere schöne Sakralbauten der Neugotik über den Barock bis hin zum Jugendstil.
Zusammen mit der Bruder-Klaus-Kirche Winkeln – einer 1958 in sehr modernem Stil erbaute Kirche
– empfehlen sie sich für eine Expedition durch die verschiedenen Baustil-Epochen.
Weit im Westen des Kantons erstreckt sich entlang des Ufers des Zürichsees die Stadt Rapperswil-
Jona. Aufgrund ihrer geografischen Nähe zu den Kantonen Zürich und Schwyz wird sie oft als St.
Galler Gemeinde vergessen, obwohl Rapperswil-Jona die zweitgrösste Stadt des Kantons ist. Sie ist
ein beliebter Halt für Touristen aus dem In- und Ausland. Nicht zuletzt, weil der Hafen in
Rapperswil sowohl Start- auch als Endpunkt vieler Schiffsfahrten auf dem Zürichsee ist.
Insbesondere aber auch, weil der mystische Voralpen-Express der Schweizer Bundesbahnen hier
hält. Der Zug, der am Vierwaldstättersee entlang schleicht und durch das schöne Panorama der
Voralpen bis in die Ostschweiz führt, befördert täglich viele Touristen aus Luzern nach Rapperswil.
Mit einer wunderschönen Seepromenade und einer Altstadt, die zum Verweilen einlädt, ist
Rapperswil für seine gehobene Gastronomie bekannt. Auch das Schloss Rapperswil und das
Kapuzinerkloster sind beliebte Sehenswürdigkeiten, die das Gewicht der Stadt in der Region
unterstreichen. Ein bisschen Rapperswil-Jona lässt sich fast überall auf der Welt finden: Die Firma
Geberit, einer der weltweit grössten Anbieter für Sanitäranlagen, hat hier ihren Ursprung.
Der Kanton St. Gallen hat neben seinen Städten auch eine faszinierende Landschaft zu bieten. Vom
Bodensee, dem Zürichsee und dem Walensee eingekreist bietet der Kanton Seepanoramen, in
welche Richtung man auch schaut. Wasser ist das treibende Element in St. Gallen: Rhein, Thur,
Linth und Sitter, alle führen sie durch den Kanton und haben geholfen, über Millionen von Jahren
die schönen Täler zu formen, die durch die Alpen hindurch brechen. Der Säntis, mit seinen 2501 m
ü. M. ist der bekannteste Gipfel St. Gallens. Der über den Bodensee wachende Berg ist Destination
für viele Kletterer und Wanderer und ist auch bei Hochzeitsgesellschaften beliebt. Das 1846
erbaute Gasthaus am Gipfel zog viele Reisenden an, nicht zuletzt Richard Wagner, der sich am
weitläufigen Horizont des Säntis nach seiner Muse Mathilde sehnte. Nicht wörtlich, aber im
übertragenen Sinn im Schatten des Säntis steht der Ringelspitz. Mit seinen 3247 m ü. M. ist er der
höchste Berg in St. Gallen. Seine besondere Eigenschaft als freistehender Gipfel mit grosser
Entfernung zu anderen Bergen ermöglicht es einem, bis hin zu den Walliser und Berner Alpen oder
den Höhen des Schwarzwaldes zu blicken.