Appenzell Ausserrhoden

Vom Gipfel des Säntis, der mächtig über den Bodensee wacht, nach Osten hin kommt man nach
Appenzell Ausserrhoden. Noch als einheitlicher Kanton trat das Appenzell 1519 in die Schweizer
Eidgenossenschaft ein. Schon 1597 teilte sich der Kanton im Zuge der Reformation friedlich in
zwei. Das neu reformierte Appenzell Ausserhoden entfaltete sich als fortschrittliche Region und
beheimatete die blühende Textilindustrie. Diese hielt sich vom 16. Jahrhundert bis zur grossen Krise
nach dem ersten Weltkrieg.
Der erwirtschaftete Reichtum der Textilindustrie liess die Gemeinde Trogen als Hauptort des neuen
Kantons aufblühen. Mit gerade Mal 1750 Einwohnern ist die Ortschaft noch immer ein beliebtes,
touristisches Ziel. Das Dorf und seine Bauten wurden 1954 in der «Haager Konvention zum Schutz
von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten» unter Schutz gestellt und sollte im Fall eines bewaffneten
Konfliktes nicht angegriffen werden dürfen. Allen voran wegen des Rathauses (mit Stock und
Galgen), der reformierten Kirche im schönsten Rokoko-Stil sowie den eindrücklichen Zellweger
Palästen. Hier liess sich die Familie Zellweger, die durch den Handel mit Leinwänden zu einer der
reichsten Familien Europas heranwuchs, am Fusse des Gäbris nieder. Mittlerweile ist Trogen noch
immer Sitz der Justizbehörden des Kantons, hat aber seinen Status als Kantonshauptort an Herisau
verloren.
Herisau mag vielleicht historisch nicht ganz so relevant sein wie Trogen, aber die Stadt gewann ab
1877 vermehrt an Relevanz und ist mittlerweile die grösste Gemeinde im Kanton. 15’730
Einwohner zählt die Stadt. Obwohl Herisau eine wichtige Rolle bei der Reformation des Appenzells
spielte, ist es die katholische Kirche, die für einen Grossteil des Tourismus in der Ortschaft sorgt. In
Herisau beginnt der «Appenzeller Weg», ein Abschnitt des Jakobsweges, der Pilger von
Rohrschach nach Einsiedeln bringt und der letztlich nach Santiago de Compostela in Spanien
führen soll. Pilger, die hier Halt machen, kommen in den Genuss von einigen Sehenswürdigkeiten,
wie die Ruine Ramsenburg, das stattliche Wetterhaus oder die schöne reformierte Kirche. Auch ein
Besuch im historischen Museum ist zu empfehlen. Als eine der durch die Textilindustrie reich
gewordenen Gemeinden war Herisau auch Heimat für viele Goldschmiede. Einige ihrer Werke
sind hier noch zu bestaunen.
Als einziger Schweizer Kanton hat Appenzell Ausserrhoden durch seine längliche Form die
Eigenheit, dass sein geografischer Mittelpunkt im Nachbarskanton, Appenzell Innerrhoden, liegt.
Wie auch bei seinem Nebenkanton wird in Appenzell Ausserrhoden ein Grossteil der Fläche für
die Landwirtschaft genutzt. Dadurch kommt man auch in Ausserrhoden in den Genuss von weiten,
grünen Flächen, die durch Flüsse geteilt ein schönes Panorama bis zum Bodensee bilden.